Was du als Agentur tun kannst, um mehr nachhaltige Kund:innen zu bekommen

Stell dir vor, du hast ein Traumprojekt ergattert. Von deinem grünen Traumkunden, mit dem du immer schon arbeiten wolltest. Stell dir vor, wie du dich fühlst, wenn du morgens aufstehst und weißt „Heute arbeite ich so, wie ich es immer wollte“.

Du bist als Privatperson grün, öko, nachhaltig, wie auch immer du es nennen magst, du möchtest das aber auch im Job ausleben. Als Designer:in. Oder als Inhaber:in einer Digitalagentur. Ihr trennt schon Müll im Büro, druckt kaum noch was aus und spendet hier und da was an NGOs. Das ist alles super, braucht aber vielleicht doch noch etwas mehr.

Was die junge Nachhaltigkeits-Startup-Szene anders macht

Wenn wir von Nachhaltigkeit reden, sind das immer ökologische, soziale als auch gesellschaftliche Themen, die mit reinspielen. Die Startup-Szene der letzten 5 Jahre hat sich da echt gemausert. Neue Social Businesses sprießen an jeder Ecke aus dem Boden und versuchen die verkorksten Lieferketten fair und nachhaltig zu gestalten.

Sie gehen dabei so einige Schritte weiter als es bisher getan wurde. Sie gehen tiefer. Sowohl in ihren Unternehmensformen als auch mit ihren Produkten, ihrem Marketing, ihrer internen Strukturen. Es entstehen Genossenschaften, es gibt keine festen Job-Positionen mehr, Hierarchien und Kontrolle fallen fast gänzlich weg, Lieferketten werden nachvollziehbar gemacht, neue Materialien für Produkte aus dem Boden gestampft und Spenden direkt mit dem Kauf der Produkte verknüpft.

Was können wir daraus lernen?

Alle Steinchen wollen mal gewendet werden. Auch die einer Agentur. Und wenn du Kund:innen anziehen willst, die was am Markt verändern, dann passt es doch super, wenn du genau das auch tust.

Neu denken.

Nicht stehen bleiben.

Ist dein Produkt nachhaltig?

Sagen wir mal du bist Teil einer Webagentur. Als Produkt gibt es also UX Architektur (bestenfalls), UI Design, Contenterstellung, Illustrationen, Entwicklung, SEO, Analytics, Beratung, etc.

Und jetzt überleg mal, wie nachhaltig jedes Puzzleteil davon ist. Wie „grün“ ist die UX Architektur, wie „öko“ ist die SEO-Beratung, wie „nachhaltig“ ist das Design? Vielleicht sind sie es sogar schon in einzelnen Teilen. Dabei geht es vor allem darum, wie viel Daten das Produkt produziert oder einspart.

Beispiel User Experience

Allein User Experience Architektur bringt etwas Grünes mit sich, wenn sie Dark Patterns und unnötige Klickpfade und Funnels ausschließt und damit Nutzer zum direkten Ziel führt. UX kann aber auch aus ökologischer Sicht nach hinten losgehen, wenn hunderte von Bildern und Videos auf der Seite integriert werden und Dateien vom System aus (z.B. große Rechnungen) per E-Mail versendet werden.

Beispiel SEO

SEO kann ebenso öko sein, weil sie mit guter Keywordoptimierung nur Nutzern angezeigt wird, die auch wirklich das Produkt oder die Information haben wollen. Es wird gar nicht erst Nutzern angezeigt, denen die Webseite oder der Shop nicht helfen kann. Damit spart man Klicks und damit Energie und CO2. Baut man dafür drei verschiedene Tracker in die Seite ein, ist das weniger nachhaltig, da drei Tracker Daten sammeln, die Datenmenge der Seite erhöhen, Requests schicken und die Ladezeit verschlechtern.

Beispiel Contenterstellung

Contenterstellung kann grün sein, wenn über den Shop, das Portal oder die Webseite aufgeklärt wird, was fair, nachhaltig und besser für Planet und Mensch ist. Also den Nutzer mit Wissen versorgt. Über die Produkte, über das Business, über die Marke. Content ist dagegen nicht so proper, wenn unnötige Videos auf Autoplay erstellt werden.

Es gibt also durchaus nachhaltige Elemente in den einzelnen Produkten. Aber dadurch sind sie nicht nachhaltig als Ganzes. In Kombination zum Produkt dann auch noch Bäume pflanzen? Vielleicht passt es ja für dich.

Ist deine Arbeitsethik nachhaltig?

Wenn du auf Kund:innen zugehst, sprichst du dann auch über ökologische Nachhaltigkeit mit ihr/ihm? Siehst du Nachhaltigkeit als Teil der Agenturwerte? Als Teil des verkaufbaren Produktes? Als Teil des Unternehmenswertes? Allein für Designer:innen gibt es so einige Manifeste, die unterschrieben und damit grüne Werte für die eigene Arbeit unterzeichnet werden können.

Dazu zählen z.B. der Copenhagen letter, die AGD Charta für nachhaltiges Design, das Oslo Manifesto und das Sustainable Web Manifesto. Und die sind alle toll. Jedes ein bisschen anders. Aber eben anders toll.

Und jetzt versuche einfach mal das. Stell dir vor unser Planet Erde ist Stakeholder des Projekts.

Er ist Zielkunde.

Er ist Persona.

Was würde er wohl zum Produkt sagen?

Was für Bedürfnisse hätte er?

Sind deine Workflows nachhaltig?

Benutzt du eine Cloud zum Arbeiten? Schreibt ihr unendlich viele E-Mails intern hin und her und nutzt ihr nachhaltige Tools?

Clouds haben uns das Leben in Agenturen stark vereinfacht. Wir können Daten schnell hin- und herschicken. Aber manchmal würde eine Versionierung weniger auch reichen. Oder Ausmisten. Und eine grünere Cloud (Dropbox und Adobe sind es nicht, Nextcloud dagegen schon, Microsoft ist ok).

Und dann sind da die digitalen Tools. Videokonferenzen mit Zoom? Geht auch mit Jitsi (über fairmeeting.net) oder BigBlueButton. Newsletter mit Mailchimp verschicken? Geht auch anders. Messaging über Slack? Geht auch mit Mattermost auf eigener Instanz. Mistet ihr regelmäßig E-Mails, Dateien und Server aus? Solltet ihr mal. Geht mit einer kleinen internen Challenge super.

Der schöne Nebeneffekt

Mit all den genannten Punkten spart man nicht nur Energie und CO2, sondern tut auch was für den eigenen Datenschutz. Oft sind ökologisch bessere Angebote auch im Datenschutz top. Liegt wohl daran, dass es Leute sind, die sich mal etwas mehr mit ihren Produkten beschäftigen. Und was ändern wollen. Frisch denken. So wie du.

Resumé

Agenturen müssen sich eh neu aufstellen, um dem Markt dank der größer werdenden Öko-Community gerecht zu werden. Wenn du dann auch noch private ökologische Werte mitbringst, wird dir das alles sehr leichtfallen. Mach einmal Inventar. Jetzt gegen Ende des Jahres doch eh super. Produkte. Ethik. Workflows.

Und jetzt?

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Genieße den Rest der Woche!

Deine Sandy

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Hi, ich bin Sandy, die Autorin dieses Blogs und UX/UI-Designerin mit 10+ Jahren Erfahrung. 2019 hab ich Green the Web gegründet, um meine Leidenschaft, Ideen und Visionen für ein nachhaltiges Web mit Changemakern wie dir zu teilen. Lass uns auf LinkedIn oder auf Instagram @greentheweb connecten, diskutieren und Ideen auszutauschen.

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