Mutter Natur als Persona (inkl. Vorlage)

Du möchtest die Gedanken von Nutzer:innen gern besser verstehen? Du möchtest wissen, was sie denken, fühlen und was ihre Ziele sind? Gleichzeitig möchtest du aber auch unsere Umwelt – Mutter Natur – mit in die Designprozesse einbeziehen? Eine der bekanntesten User Research-Methoden für den Aufbau von Empathie sind Personas. Was Personas sind, was sie bezwecken und warum Mutter Natur in verschiedensten Formen als Persona gut für grüne Innovationen, klimafreundliche Webseiten und nachhaltige Services [1] ist, erzähl ich dir in diesem Beitrag. Inklusive Vorlage und Beispielen.

Was sind Personas und was bringen sie?

Personas sind fiktive Zielpersonen, quasi Steckbriefe verschiedener Zielgruppen. Sie enthalten demographische Angaben, sowie Ziele, Wünsche, Handlungen und Gefühle hypothetischer Zielpersonen. Damit sind Personas ein systematisches Framework, die helfen, Nutzer:innen besser zu verstehen.

Personas basieren auf ausgiebiger Recherche und (bitte, bitte) niemals auf reinen Hypothesen. Das endet nur in Wunschdenken und selten in wirklich brauchbaren Annahmen und damit Ergebnissen. Deswegen: Denke nicht in Stereotypen! Hinterfrage außerdem immer wieder, ob das Szenario realistisch ist oder es mehr dem Wunsch entspricht. Je mehr echte Fälle von Nutzer:innen bekannt sind, desto leichter fällt es, eine Persona zu entwickeln.

Je mehr die Gedanken von Kund:innen verstanden werden, desto besser kann auf sie eingegangen werden. Mit wirklich passenden Produkten und Dienstleistungen. Personas helfen dabei, sich einzufühlen, die Perspektiven der Kund:innen einzunehmen und sie ganzheitlich zu betrachten. Das Beste: Du kommst aus dem internen Blickwinkel heraus.

Persona examples Henriette Weingarten and Tim Jansen
Beispielpersonas (aus meinem Blogartikel über Personas bei allcodesarebeautiful [2])

So werden Personas idealerweise erarbeitet

  1. Du weißt, wer die Zielgruppe ist.
  2. Du beobachtest die Zielgruppe. Du recherchierst. Du führst Interviews mit echten Menschen. Du fragst nach. Du analysierst die Supportanfragen und Social Media Kommentare.
  3. Du füllst die Steckbriefe der Personas mit ersten Hypothesen aus.
  4. Du beobachtest, recherchierst und interviewst weiter. Die Personas „leben“ und alle getroffenen Annahmen werden immer wieder verifiziert (sonst ist es nämlich Wunschdenken).
  5. Du bearbeitest die Personas immer wieder.
  6. Du stellst die Personas anderen Abteilungen oder Teams vor, die am selben Projekt arbeiten.
  7. Das eigentliche Ziel: Du lässt die Personas in alle Design- und Entscheidungsprozesse einfließen. So könnt ihr euch immer wieder darauf besinnen, für wen ihr das alles macht und was die genauen Bedürfnisse der Kund:innen sind.

Bevor wir zu den Environment Centered Personas kommen: Wenn du mehr zu den Basics der Methode wissen willst, lies dir gerne meinen Blogartikel zu Personas bei allcodesarebeautiful durch!

Wie wird Mutter Natur zur Persona?

Environment Centered Design

Dazu brauchen wir zunächst eine Basis und als diese soll uns Environment Centered Design dienen. Environment Centered Design stellt nicht mehr den Benutzer oder den Menschen im Allgemeinen in den Mittelpunkt. Vielmehr wird jedes Ökosystem gleichwertig berücksichtigt. Ein Kreis, statt einer Pyramide. So wie die Welt wirklich ist [3].

Diskutiere auch auf Instagram über Environment Centered Design mit.

Environment Centered Personas

Nehmen wir dieses Prinzip in die UX Methode der Personas, dürfen wir nicht nur Menschen als Zielpersonen betrachten, sondern müssen bei Environment Centered Personas auch non-humane Zielgruppen als Stakeholder betrachten.

Was sind das für non-humane Stakeholder? Ehrlich gesagt, alles, was dich umgibt. Pflanzen, Tiere, ja unser gesamter Planet. Alle sind direkt oder indirekt von deinem Handeln und den Projekten betroffen. Deswegen müssen sie mit betrachtet werden.

Es öffnet die Augen. Für unsere Natur. Für den Impact, den wir haben. Und wie ich an mir selbst, als auch in Workshops zu dem Thema erlebt habe – für unfassbar tolle Innovationen, Ideen und Lösungen.

Doch wie sieht das jetzt genau aus?

Erstellung von Environment Centered Personas – mit Beispiel und Vorlage

Lade dir meine Non-human Persona Vorlage herunter und nimm dir ein bis zwei Stunden Zeit für die Methode.

Du möchtest die Personas gemeinsam mit mir erstellen? Dann frag mich gerne für einen Workshop an.


Schritt 1: Fühl dich ein

Wälder, Bäume, Bäche, Ozeane, Insekten, Säugetiere, Büsche, Moore, Berge, Täler, Flüsse, Fische, Dschungel, Reptilien, Korallen, Jahreszeiten – all diese und noch so viel mehr sind Teil unserer vielschichtigen Natur. Schließe gern die Augen (ja, genau jetzt) und stell dir Mutter Natur vor. In ihrer ganzen Fülle. Mit allen Farben und Formen. Mit allen Düften und Geräuschen.

Du brauchst Inspiration dafür? Schau dir dieses kurze und wunderschöne Video über Mutter Natur an (bei Klick auf das Bild wird YouTube geöffnet).

YouTube Video Mutter Natur
Bei Klick auf das Bild wird YouTube geöffnet.

Schritt 2: Definiere die non-human Stakeholder für dein Projekt oder Business

Stell dir jetzt „Mutter Natur“ oder einen Teil des Ökosystems als eine Persona vor (ohne sie zu stark zu vermenschlichen). Mit Sicherheit ist „Mutter Natur“ als Gesamtes von deinem Projekt betroffen. Vielleicht aber auch „nur“ der Atlantische Ozean, der Thüringer Wald, der Fluss in deiner Nähe oder die Stadt, in der du lebst.

Wer ist von deinem Projekt oder Business direkt oder indirekt betroffen? Schreib alle Stakeholder erst einmal auf. Du kannst einige eventuell später wieder aussortieren.

Schritt 3: Recherchiere ausgiebig und führe Interviews

Ich weiß: Es gibt keine Möglichkeit, Interviews mit diesen non-human planet-centric Personas zu führen, aber

  • suche im Internet nach echten Fakten,
  • interviewe Wissenschaftler und Umweltschützer,
  • geh raus und wirf einen Blick darauf, wie sich die Ökosysteme verhalten.

Lass dich auch bei non-humanen Personas nicht dazu verleiten, in Stereotypen und Unwahrheiten zu verfallen. Recherchiere, wie der Zustand der entsprechenden Ökosysteme wirklich ist. Nur dann kannst du einen echten positiven Impact auf die Umwelt haben.

Schritt 4: Erstelle Environment Centered Personas mit ersten Hypothesen

Nimm dir nun meine Vorlage zur Hand und fülle alle Details aus.

Wie sieht die Persona aus? Was sind ihr Beruf, ihr Alter, ihre wichtigsten Eigenschaften? Was braucht sie? Was sind ihre Träume? Was sind ihre Ziele?

Stell dir eine liebevolle und fürsorgliche Beziehung zur Natur vor.

Beispiel einer Environment Centered Persona für „Mutter Erde“ mit viel Platz für eigene Erweiterungen.

Schritt 5: Arbeite die Personas weiter aus

Recherchiere und verifiziere deine Hypothesen über die Environment Centered Personas weiter. Gibt es Veränderungen seit dem du die Persona das erste Mal erstellt hast? Gibt es neue Erkenntnisse über die Bedürfnisse der non-human Persona? Gibt es Methoden, die deinen Impact genauer messen lassen?

Lass auch die non-humanen Personas „leben“ und genieße es, immer wieder Neues über Mutter Natur zu lernen.

Schritt 6: Integriere die Personas in das Projekt und Team

Hier entfaltet sich die volle Magie!

Die non-humanen Personas sind erstellt? Dann arbeite mit ihnen!

  • Lass alle im Team von den neuen Personas wissen!
  • Hol dir weitere Meinungen ein und diskutiere im Team, wie die Personas genutzt und erweitert werden können.
  • Schaut, wie sich eure Perspektive auf das Projekt und das Business verändert (das wird es automatisch).
  • Wendet die Personas in allen Designprozessen an – bei der Webseite, der App, dem Newsletter-Funnel, dem Content, der Kommunikation, der Marketingstrategie und den Services.
  • Lasst die Personas wachsen, leben und sich weiterentwickeln.

Wo immer möglich, versuche dich in „Mutter Natur“ einzufühlen. Was würden nicht nur die Nutzer:innen, sondern auch deine Umwelt wollen. Sich wünschen. Sich erhoffen. Sprich mit anderen darüber und finde immer wieder neue Blickwinkel.

Und glaube mir: Der Blickwinkel wird sich ändern. Und genau das ist das Schöne an der Environment Centered Methode. Sie bringt uns zum Umdenken. Ganz automatisch. Einfach so.

Wo Personas und Mutter Natur ihre Grenzen haben

Personas sind ein super Tool, um ein Gespür für Bedürfnisse und Situationen der verschiedenen Zielgruppen zu bekommen. Sie sind weder allumfassend, noch geben sie dir exakte Lösungen vor. Sie geben dir eben „nur“ ein Gefühl. Doch genau das empfinde ich als sehr hilfreich. Dieses Gefühl hilft enorm bei Entscheidungsfindungen. Je stärker das Gefühl, desto bessere Ideen erwachsen daraus.

Aber Vorsicht! Denke nicht in Stereotypen und lass die Personas mit echten Fakten leben – auch die non-humanen Personas. Lass deine Erkenntnisse ein paar Tage liegen und komm dann nochmal zurück zum Entwicklungsprozess. Die Persona wird sich mit Sicherheit immer wieder verändern. Insbesondere je mehr du zur Nachhaltigkeit des Businesses dazulernst.

Und was kannst du nun daraus mitnehmen?

Merke: Es geht nicht nur darum, was Nutzer:innen wollen, sondern auch darum, was wirklich gut, gesund und nachhaltig für Nutzer:innen, das Business UND unsere Umwelt ist.

Probiere verschiedene Methoden aus, um mehr Empathie für die humanen und non-humanen Stakeholder zu gewinnen. Verliere dabei nicht den Blick für das Gesamtbild und versteife dich nicht zu sehr auf rein hypothetische Erkenntnisse, die nie mit echten Aussagen belegt wurden.

Lass‘ mich auf LinkedIn oder Instagram wissen, ob du Personas vorher schon angewandt hast und was sich bei der Persona mit Mutter Natur für dich offenbahrt hat. Und teile gerne den Beitrag mit Kolleg:innen, Kund:innen und Mitarbeiter:innen!

Bitte schreib mir, wenn du Ideen hast, die Methode von Environment Centered Personas noch weiter zu entwickeln. Ich bin super gespannt, wohin die Reise noch gehen kann!

Hab‘ eine wunderschöne Woche!

Sandy


Du möchtest die Personas gemeinsam mit mir oder komplett von mir erstellen lassen?

Frag mich gerne für einen Workshop oder die Erstellung von (Environment Centered) Personas an. Ich freu mich, wenn ich dir oder euch dabei helfen kann!

Möchtest du die Personas selbst erstellen, dann hol dir gerne mein Miro Non-human Persona Template, mein Figma Non-human Persona Template oder lade dir mein PDF Non-human Persona Template (1,1 MB) herunter und nimm dir ein bis zwei Stunden Zeit für die Ausarbeitung.


Weitere Leseempfehlungen

Quellen

[1] https://greentheweb.com/was-ist-grunes-ux-ui-webdesign/

[2] https://allcodesarebeautiful.com/personas-erstellen-vorlage/

[3] https://greentheweb.com/environment-centered-ux-methoden-personas-user-journeys-und-empathy-mapping-in-nachhaltig/

[4] https://www.youtube.com/watch?v=3eFDhIeAM6A

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Hi, ich bin Sandy, die Autorin dieses Blogs und UX/UI-Designerin mit 10+ Jahren Erfahrung. 2019 hab ich Green the Web gegründet, um meine Leidenschaft, Ideen und Visionen für ein nachhaltiges Web mit Changemakern wie dir zu teilen. Lass uns auf LinkedIn oder auf Instagram @greentheweb connecten, diskutieren und Ideen auszutauschen.

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