Environment Centered UX Methoden – Nachhaltige Personas, User Journeys und mehr

Als UX Designer:innen gab es Zeiten, da schwörten alle auf den User Centered Ansatz. Dann auf die Human Centered UX. Aber warum nicht mal was Neues probieren? Mit einem umweltzentrierten Ansatz. Environment Centered UX. Nicht der Nutzer oder die Nutzerin steht im Vordergrund. Auch nicht der Mensch. Sondern alle Lebewesen wie auch Ökosysteme gleichermaßen. Ganz nach der Idee des Buches „Ismael“ (von Daniel Quinn). Um klimafreundlich, nachhaltig und „grün“ zu designen.

Was ist Environment Centered Design und UX?

Environment Centered Design stellt nicht mehr den Nutzer, die Nutzerin oder den Menschen im allgemeinen in den Mittelpunkt. Es ist vielmehr ein großes Ökosystem. Ein Kreis, statt einer Pyramide. So, wie es eben wirklich ist.

Bild von Monika Snezl’s Actant Mapping Canvas

Environment Centered UX nimmt diesen umweltzentrierten Gedanken und erweitert damit herkömmliche UX Methoden, wie Personas oder User Journey Mappings. Sodass es eben nicht nur Menschen als Stakeholder gibt. Sondern auch unsere Natur.

Dabei kannst du die Natur als Ganzes sehen oder auch einzelne Ökosysteme daraus. Zum Beispiel Ozeane, Tiere, Wälder, Parks, Städte oder Kommunen.

Zusätzlich können verschiedene Stufen eines Businesses betrachtet werden.

  1. Wird ein ganzes Business betrachtet, dann werden alle Herstellungsschritte vom Material, über die Produktion, hin zur Distribution, zum Marketing, zum Gebrauch, zum Second Hand Gebrauch bis hin zur Verwertung einbezogen.
  2. Wird nur ein Teil betrachtet (z.B. eine Webseite), fällt natürlich vieles weg. Bedenke jedoch, dass auch eine Webseite einen negativen Impact hat. Zum Beispiel höhere Internetnutzung, kürzere Produktzyklen, höhere Emissionen, mehr Konsum, mehr Abfall, weniger Umweltbewusstsein, Dark Patterns (Einsatz von Texten und anderen Elementen, um Nutzer zu mehr Konsum zu bewegen und z.B. in Abofallen zu locken), etc.


Stell dir vor …

Wälder, Bäume, Bäche, Ozeane, Insekten, Säugetiere, Büsche, Moore, Berge, Täler, Flüsse, Fische, Dschungel, Reptilien, Korallen, Jahreszeiten – all das und noch so viel mehr ist Teil unserer vielschichtigen Natur.

Schließ gerne einmal die Augen und stell dir all das vor. In seiner ganzen Fülle. Mit allen Farben und Formen. Mit allen Düften und Geräuschen. Mit allen Problemen und Gefahren.

Du brauchst Inspiration dafür? Schau dir dieses kurze und wunderschöne Video über Mutter Natur an (bei Klick auf das Bild wird YouTube geöffnet).

YouTube Video Mutter Natur

Was für bekannte UX Methoden lassen sich mit dem Environment Centered Ansatz verknüpfen?

Echt viele. Die bekanntesten sind wohl Personas, User Journeys und Empathy Mappings. Und darüber hinaus ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. Alle möglichen Canvases und Empathiemethoden können modifiziert und auf non-human Stakeholder erweitert werden.

Ja, nicht alle UX Methoden können einfach so für den umweltzentrierten Ansatz verwendet werden. Nehmen wir an als non-human Persona „Mutter Natur“ zu verwenden. Das Alter kann noch beantwortet werden, der Job auch. Aber der Familienstand ist eher schwierig. Bedürfnisse und Wünsche hat „Mutter Natur“ aber schon. Und so kannst du die Methoden nach der Nützlichkeit der Fragen modifizieren. Wenn du tiefer in das Thema gehen willst, dann lies gerne in meinen Blogbeitrag Environment Centered Personas rein.

Wie können die Methoden in Projekte eingebunden werden?

Die Planet Centric Methoden können wie alle „regulären“ UX Methoden eingesetzt werden. Bestenfalls in frühen Stadien des Projekts. Aber auch zu späteren Zeitpunkten kann noch viel rausgeholt werden.

In deinem Projekt gibt es bereits Personas, Customer Journeys oder andere UX Mittel? Dann versuch die doch mit einer oder zwei weiteren non-human Personas oder Customer Journeys zu erweitern.

Ist das nicht hoch hypothetisch?

Jain. Klar, es gibt keine Möglichkeit, Interviews mit Mutter Natur, Elchen, Ozeanen und Städten zu führen.

Aber

  • suche im Internet nach Fakten.
  • interviewe Wissenschaftler und Umweltschützer.
  • geh raus in die Natur. Und beobachte einfach.

Für alles andere gilt dasselbe wie für die „regulären“ UX Methoden

  • Verfeinere sie immer weiter.
  • Lass sie sich aktiv entwickeln.
  • Recherchiere, bewerte Fakten, lass dich nicht auf Stereotypen ein, belasse es nicht auf Hypothesen.
  • Bau keine Personas, Customer Journeys, Empathy Maps und Co., die am besten zu deinen Wünschen und/oder deinem Produkt passt. Sei ehrlich!


Fazit

Klimafreundlichkeit in der UX war für mich lange nicht greifbar. Ich wusste einfach nicht, wie ich die Natur, den Planeten und unsere Ökosysteme in meine UX Arbeit integrieren sollte. Aber tataaa, es geht. Und es hat mir komplett neue Blickwinkel eröffnet. Es fühlt sich am Anfang vielleicht etwas ungewohnt an, aber dann … wow, es eröffnet so viele neue Denkweisen. Also probier es!


Du möchtest gerne gemeinsam Environment Centered Personas, Customer Journeys und Empathy Maps erstellen?

Dann lass uns zusammenarbeiten. Zum Beispiel in Form eines Environment Centered Workshops.


Und jetzt?

Wie fühlt es sich für dich an? Ist es etwas, das du in deiner Arbeit umsetzen möchtest? Welche UX Methoden würdest du gerne mal mit dem umweltzentrierten Ansatz ausprobieren? Schreib mir eine E-Mail, einen Instagram Kommentar oder auf LinkedIn. Ich freue mich riesig, wenn ich deine Meinung dazu höre. Und deine Ideen.

Plus, diskutiere diese Methode in deinem Team, mit deinen Kollegen, mit anderen UX-Designern. Spread the word. Weil nur so können wir voneinander lernen und uns über neue Wege austauschen.

Sonnige Grüße,
Sandy


Quellen und weitere lesenswerte Artikel

Blogartikel „Environment Centered User Journey Maps“ und „Mutter Natur als Persona“ in meinem Blog

Video „Mutter Natur“ auf YouTube

Monika Snezl Non-human persona

Monika Snezl Actant Mapping Canvas

Damien Lutz Holistic Design Toolkit

Vincit Planet centric design

Threebility Sustainable Business Model Canvas

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Hi, ich bin Sandy, die Autorin dieses Blogs und UX/UI-Designerin mit 10+ Jahren Erfahrung. 2019 hab ich Green the Web gegründet, um meine Leidenschaft, Ideen und Visionen für ein nachhaltiges Web mit Changemakern wie dir zu teilen. Lass uns auf LinkedIn oder auf Instagram @greentheweb connecten, diskutieren und Ideen auszutauschen.

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